Japanische Enzephalitis

Erreger und Übertragung

Japanische Enzephalitis ist eine Viruskrankheit, die durch den Stich infizierter blutsaugender Mosquitos (Mücken) meist von einem Tier (Hausschwein, Wasservögel) auf den Menschen übertragen wird.
Die Mücken sind vor allem nachts, hauptsächlich kurz nach Sonnenuntergang und erneut nach Mitternacht aktiv. Übertragungen sind aber auch am Tag möglich. Allgemeine Maßnahmen zum Schutz vor Mückenstichen, wie sie auch in Malaria-Gebieten empfohlen werden, senken das Infektionsrisiko.

Risikofaktoren für eine JEV-Infektion sind:

  • Reisen während der Übertragungszeit
  • Aufenthalt in ländlichen Gebieten bzw. in der Nähe von Reisfeldern und Schweinezuchtbetrieben
  • fehlende Mückenprophylaxe (kein Auftragen von Repellents oder keine Benutzung von Mückennetzen)

Geografische Verteilung des Japanische-Enzephalitis-Virus (JEV)

JEV-Infektionen sind aus gemäßigten, subtropischen und tropischen Regionen Asiens und den nördlichen Regionen Australiens bekannt. Aktuelle Verbreitungsgebiete erstrecken sich von China und Japan im Norden und Osten bis nach Indien und Pakistan im Westen bzw. bis zur Nordspitze Australiens im Süden (siehe Abbildung). In den betroffenen Ländern gelten die tropischen Regionen als endemisch, während in Regionen mit subtropischem und gemäßigtem Klima ein epidemisches Auftreten beobachtet wird. In Europa wurde das Virus bisher nur bei Vögeln und Moskitos in Italien identifiziert, wobei dies keine lokale Viruszirkulation zur Folge hat.

Entscheidend für eine Übertragung ist das Vorhandensein von Reservoirwirten (Schweine) und Brutstätten von Moskitos (Reisfelder). In den vergangenen Jahren wurde in vielen asiatischen Ländern aufgrund der Zunahme von Schweinezuchten auch außerhalb des ländlichen Gebiets ein erhöhtes Infektionsrisiko in vorstädtischen Gebieten festgestellt.

Die Hauptsaison der Übertragung ist von Region zu Region unterschiedlich, in tropischen und subtropischen Gebieten hauptsächlich während der Regenzeit und in gemäßigten Regionen während des Sommers:

  • in Japan dauert die JE-Saison von Juni/Juli bis Oktober/November
  • in Südkorea von Mai – November
  • in Thailand und Vietnam von April – Oktober bzw. ganzjährig im Süden
  • in Nepal und Nord-Indien von Juni-Oktober (ganzjährig in Südindien)

Das Krankheitsbild

Die meisten Bewohner in endemischen Ländern (Länder, in denen die Japanische Enzephalitis vorkommt) infizieren sich bereits vor dem 15. Lebensjahr, erkranken dabei gar nicht oder leiden nur unter grippeähnlichen Allgemeinsymptomen.
Bei etwa einem Prozent der Infizierten verläuft die Krankheit jedoch schwer unter dem Krankheitsbild einer Gehirnentzündung (Enzephalitis). Bei 30 bis 50 Prozent der an Enzephalitis Erkrankten bleiben schwere neurologische Restschäden (Schädigungen des Nervensystems) zurück. Die Sterblichkeit liegt etwa bei 30 Prozent.

Inkubationszeit: Durchschnittlich 5 – 15 Tage

Krankheitsbild:

  • meist asymptomatisch (ca. 99 Prozent der Fälle) oder milde grippeähnliche Symptome
  • neurologische Symptome: Enzephalitis, Meningismus (Auftreten mehrerer Symptome wie Nackensteifigkeit, Kopfschmerzen, Photophobie, Phonophobie, Übelkeit und Erbrechen), Verwirrtheit, Verhaltensänderungen, schlaffe Paresen (Lähmungen), parkinsonoide Bewegungsmuster, Krampfanfälle, Koma, Guillain-Barré-Syndrom

Prognose der symptomatischen Fälle:

  • bei 30 Prozent folgenlose Ausheilung
  • bei 30 – 50 Prozent bleibende neurologische Folgeschäden wie z. B. motorische, kognitive und/oder sprachliche Defizite
  • bei etwa 30 Prozent der Fälle: Tod

Selbst bei lebenslang nachweisbaren Antikörpern ist ein lebenslanger Schutz nicht gesichert!

Zu den Risikofaktoren für eine symptomatische Erkrankung und einen schweren Verlauf gehören z. B. höheres Alter, Schwangerschaft und fehlende Immunität, auch gegen andere Flaviviren, wie z. B. dem Denguevirus.

JE-Impfstoff

In Deutschland steht ein Impfstoff zu Verfügung, der inaktivierte (abgetötete) Japanische-Enzephalitis-Viren enthält. Die Impfviren werden aus Zellkulturen gewonnen. Der JE-Impfstoff wird in der Regel in den Oberarmmuskel gespritzt. Der Impfstoff ist für Erwachsene, Jugendliche und auch für Kinder ab 2 Lebensmonaten zugelassen.  Die Grundimmunisierung besteht aus zwei Injektionen in einem Mindestabstand von 4 Wochen, sie sollte mindestens 1 Woche vor einem möglichen Kontakt zu JE-Viren abgeschlossen sein. Wer ein erhöhtes Risiko hat, sich mit JE anzustecken, sollte eine Auffrischimpfung nach 12 bis 24 Monaten bekommen.

Impfung gegen Japanische Enzephalitis - Empfehlungen der STIKO

Die Ständige Impfkommission empfiehlt die JE-Impfung bei Aufenthalten in Endemiegebieten (Südost-Asien, weite Teile von Indien, Korea, Japan, China, West-Pazifik, Nordaustralien) während der Übertragungszeit, insbesondere bei:

  • Reisen in aktuelle Ausbruchsgebiete
  • Langzeitaufenthalt (> 4 Wochen)
  • wiederholten Kurzzeitaufenthalten
  • voraussehbarem Aufenthalt in der Nähe von Reisfeldern und Schweinezuchtanlagen (auch in Stadtnähe!)

 Eine Impfempfehlung besteht auch für Laborpersonal, das mit vermehrungsfähigen JEV-Wildtypstämmen arbeitet.